Eliot Quartett © Lorenz Gempper

Empfänger unbekannt

WOCHE GEGEN DAS VERGESSEN // Schulaufführung
  • Freitag, 8. November 2024 – 10.00 Uhr

Heinrich-von-Gagern-Gymnasium
Frankfurt am Main

Manuel Klein und Michael Raphael Klein spielen „Empfänger unbekannt“ © Michael Raphael Klein

Schulaufführung
(keine Anmeldung möglich)

Besetzung


Manuel Klein (Max)
Michael Raphael Klein
(Martin)

Bericht über die Aufführung


„Empfänger unbekannt“, was hinter diesem Titel wohl stecken mag? Diese Frage stellt sich der Jahrgang Q3 unserer Oberstufe am Freitag, den 8.11.2024, bevor er die Aula des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums betritt, die an diesem Vormittag als Bühne fungiert. Im Rahmen der „Woche gegen das Vergessen“ ermöglicht die Frankfurter Bürgerstiftung die Vorstellung einer szenischen Umsetzung des Briefromans „Empfänger unbekannt“. Kathrine Kressmann Taylors Roman wurde bereits 1938 in der New Yorker Zeitschrift Story veröffentlicht und thematisiert damit schon früh die Gräuel des Nationalsozialismus. Die Schülerinnen und Schüler tauchen in eine Welt ein, die sehr weit weg erscheint.

Eindrücklich stellen die beiden Schauspieler Manuel Klein und Michael Raphael Klein den Briefwechsel zwischen dem jüdischen Max Eisenstein und Martin Schulse dar, die eigentlich gemeinsam eine erfolgreiche Kunstgalerie in den USA betreiben. Als Martin Schulse 1932 mit seiner Familie nach Deutschland zurückkehrt, scheint die Freundschaft über den Atlantik hinweg zu halten, doch schleichend wird anhand des Briefwechsels klar: Martin Schulse, anfangs noch von der Entwicklung in Deutschland befremdet, wird zum bekennenden Nationalsozialisten...

Was dies für Konsequenzen für ihre Freundschaft hat und welch tragische Folgen diese Entwicklung mit sich trägt, wird den Schülerinnen und Schülern anhand dieser eindrucksvollen Geschichte über die Macht des Nationalsozialismus und den Verlust von Vertrauen und Freundschaft deutlich. Dabei sind auf den Gesichtern erschreckte und mitfühlende Ausdrücke zu beobachten, die den berührenden Charakter des Stückes unterstreichen. Besonders die interaktive Bühnengestaltung inmitten der Aula trägt zu einer intensiven Atmosphäre bei. Wie zwei Pole sitzen sich die zwei Schauspieler dabei gegenüber und tragen abwechselnd ihre als Monolog dargestellten Briefe vor. Eindrücklich sind dabei vor allem Mimik und Gestik der Schauspieler, die den Verlauf des Briefwechsels förmlich auf ihren Gesichtern abspielen lassen.

Eine anschließende Fragerunde, moderiert von Frau Kerfin, bringt neben äußerst positiver Kritik auch spannende Fragen und Diskussionen mit den Schauspielern hervor. Die Schülerinnen und Schüler loben die eindrucksvolle Darstellung bedeutender Themen wie die Schuldfrage in Bezug auf den mangelnden Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Besonders die heutige Relevanz des Stückes – gerade in Anbetracht aktueller politischer Entwicklungen – wird von den Schülerinnen und Schülern hervorgehoben. Dabei wird betont, dass das Stück in Zeiten des Rechtsrucks dazu dienen kann, über Gesellschaft und die darin sich etablierenden Strukturen zu reflektieren. Der aufklärerische Charakter einer solchen Inszenierung trägt zur Erinnerungskultur bei, sind die Schülerinnen und Schüler überzeugt.

Der heutige Bestseller hat bei allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der zum Nachdenken anregt. Mit einer abschließenden Ansprache bedankt sich Frau Mund-Berger als Vertreterin der Frankfurter Bürgerstiftung und ehemalige Lehrerin am Heinrich-von-Gagern Gymnasium für das Engagement der Stufe und appelliert, sich aktiv politisch zu beteiligen. Gerade in Krisenzeiten sei eine solch politisch aktive und gesellschaftlich interessierte Jugend, wie sie sie an diesem Tag in der Aula empfunden habe, nötiger denn je.

Nina Baverstock, Q3

Zur Veranstaltung


Der Deutsche Martin Schulse und der amerikanische Jude Max Eisenstein betreiben in den USA eine gut gehende Kunstgalerie. 1932 entscheidet sich Schulse, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Ein reger Briefwechsel beginnt.

Zunächst scheint die Freundschaft nicht unter der räumlichen Trennung zu leiden. Doch Schulse, der die politischen Entwicklungen in Deutschland anfangs noch kritisch betrachtet, entwickelt sich nach und nach zum bekennenden Nationalsozialisten...

Der Briefroman Address Unknown von Kathrine Kressmann Taylor (1903-1996) erschien 1938 in der New Yorker Zeitschrift Story. Über 60 Jahre später wurde er auch in Deutschland und Frankreich zum Bestseller.

In der szenischen Einrichtung von Hannelore Bähr begegnen sich Manuel Klein als Max und Michael Klein als Martin. Eine berührende Geschichte über den Verlust von Vertrauen und Freundschaft, die Macht des Totalitarismus... und mit einer unerwarteten Wendung!

Szenische Einrichtung: Hannelore Bähr
Produktionsassistenz: Kenza Nessaf
Aufführungsrechte: Per H. Lauke Verlag, Hamburg

Die Mitwirkenden


Manuel Klein, 1977 in Wittlich geboren, erhielt seine Schauspielausbildung an der Bayerischen Theaterakademie in München. Sein Erstengagement führte ihn 2001 ans Oldenburgische Staatstheater. Von 2006 bis 2014 war er Ensemblemitglied am Landestheater Linz in Österreich. Hier spielte er u.a. den Tempelherr in Nathan der Weise, Malvolio in Was ihr wollt und Richard Hannay in 39 Stufen. 2014 wechselte er ans Pfalztheater Kaiserslautern, wo er u.a. als Benedikt in Viel Lärm um nichts und als Möbius in Die Physiker zu sehen war. Ab 2017 war Manuel Klein freischaffend tätig und stand unter anderem am Landestheater Dinkelsbühl, am Theater Erfurt, am Altstadttheater Ingolstadt oder am Theater im Gewölbe Weimar auf der Bühne. Seit Sommer 2023 ist Manuel Klein fest am Theater für Niedersachsen in Hildesheim engagiert, seine erste Rolle dort ist der Hauptmann in Woyzeck. Manuel Klein tritt mit verschiedenen Lesungsprogrammen auf, arbeitet als Sprecher auf der Konzertbühne und am Rundfunkmikrofon und wirkt auch als Schauspiellehrer und Workshopleiter.

Manuel KleinManuel Klein © Arian Wichmann

Michael Raphael Klein absolvierte 2007 seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Bereits während des Studiums trat er u. a. am Staatstheater Wiesbaden, an der Alten Oper Frankfurt und am Schauspiel Frankfurt auf. 2007 wurde er ans Pfalztheater Kaiserslautern engagiert, wo er unter anderem als Brick in Die Katze auf dem heißen Blechdach, als Ferdinand in Kabale und Liebe und im Solostück Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran zu sehen war. Seit 2010 arbeitet Klein frei und war bei den Burgfestpielen in Bad Vilbel u. a. als Spiegelberg in Die Räuber und als Staubfinger in Tintenherz zu sehen. Seit 2017 wirkt Klein auch in der RTL-Serie Sankt Maik mit und drehte 2018 seinen ersten Spielfilm für das ZDF.

Michael Raphael Klein © Christian Hartmann

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Adolf Christ Stiftung