Veranstaltungssaal © Walter Dorn

Voraushören: Fabrik Quartet

„From the Unterground“
  • Mittwoch, 10. Juni 2026 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Fabrik Quartet © Lukas Nowok

Voraushören – eine Kammermusikreihe der HfMDK zu Gast bei der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen

Eintritt € 16,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 11,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 6,- (Empore, eingeschränkte Sicht)

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Programm


Alex Paxton (* 1990)
Florridhorrid (2022)

Bernhard Gander (* 1969)
Khul (2013)

James Dillon (1950)
Streichquartett Nr. 5 (2009)

Milica Djordjevic (* 1984)
„The Death of the Star-Knower I & II“ (2008/09)

Besetzung


Fabrik Quartet
Federico Ceppetelli, Violine
Muzi Lyu, Violine
Jacobo Elio Díaz Robledillo, Viola
Elena Cappelletti, Violoncello

Zum Programm


Das vorgeschlagene Programm untersucht, wie sich zeitgenössische Musik nicht nur in Kontinuität mit der klassischen Tradition entwickeln kann, sondern auch durch Einflüsse aus Rock, Jazz, Folk und verschiedenen „Underground“-Musikkulturen. Wir finden es besonders spannend zu beobachten, wie verschiedene Komponistinnen und Komponisten Elemente aus unterschiedlichen musikalischen Traditionen in das Format des Streichquartetts integrieren. Im Streichquartett von Milica Djordjevic etwa entsteht durch den Einsatz von Balkan-Folklore eine eigenständige rhythmische und melodische Sprache. Alex Paxton hat einen sehr persönlichen Stil entwickelt, der auf seiner Erfahrung als Jazzmusiker und Improvisator basiert. In Matthew Ganders Kuhl Streichquartett ist der Einfluss von Rockmusik kraftvoll und unüberhörbar. James Dillon hingegen verschmilzt traditionelle Musik und Rockelemente auf eine Weise, die die Grenzen zwischen zeitgenössischer Kunstmusik und populärer Kultur auflöst.

Alex Paxton, Florridhorrid (2022): In einer Explosion aus Farben, Verzerrungen und absurden Klangbildern führt Alex Paxton das Quartett in unerhörte Territorien. Sein Stil – beeinflusst von Free Jazz, Microtonalität, digitalem Noise, Funk, Videospielmusik und Cartoons – ist hyperaktiv, verspielt und hochpräzise zugleich. Hinter dem Übermaß verbirgt sich eine feine kompositorische Struktur, die populäre und improvisierte Musik in eine neue, radikal persönliche Klangsprache überführt.

Bernhard Gander, Khul (2013): Bernhard Gander überschreitet in seiner Musik bewusst die Grenzen klassischer Klangwelten. In Khul verschmelzen Einflüsse aus Metal, Techno, Rap und Noise zu einem explosiven Klangkörper: Das Streichquartett wird zu einem pulsierenden, energiegeladenen Organismus – wie ein Metal- Konzert im Kammermusiksaal. Gander steht exemplarisch für die Verbindung von rockiger Energie und zeitgenössischer Kompositionskunst.

James Dillon, Streichquartett Nr. 5 (2009): James Dillon, 1950 in Glasgow geboren, gilt als eine der zentralen Figuren der sogenannten New Complexity, einer Kompositionsrichtung, die rhythmische Vielfalt, klangliche Dichte und strukturelle Präzision betont. Bevor er sich der Kunstmusik zuwandte, sammelte Dillon als Autodidakt Erfahrungen im Rock, Jazz, in elektronischer Musik sowie in außereuropäischen Traditionen – Einflüsse, die auch in seinem Streichquartettschaffen spürbar sind: Raffinierte formale Strenge trifft auf klangliche Freiheit und eine experimentierfreudige Klangsprache.

Milica Djordjević, The Death of the Star-Knower I and II (2012-2015): Mit Wurzeln im Metal, Industrial und Noise prägt Djordjevićs Musik ein Gespür für extreme klangliche Spannung und expressive Gestik. Das Streichquartett wirkt hier wie ein atmender, eruptiver Körper: voller Geräusche, Stille, Energie und Fragilität. Der Titel evoziert kosmische Bilder, die Musik aber bleibt körperlich, intensiv und unmittelbar.

Fabrik Quartet

Die Mitwirkenden


Das in Frankfurt ansässige Fabrik Quartet zeichnet sich durch seine engagierten, neuartigen und kühnen Interpretationen zeitgenössischer Musik aus. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Musik unserer Zeit zu kultivieren und ihr Ausdruckpotenzial im Medium des Streichquartetts umzusetzen. Das Ensemble traf sich 2022 im Rahmen der Internationalen Ensemble Modern-Akademie in Frankfurt am Main, wo sich das Quartett nach einer intensiven Beschäftigung mit dem Streichquartett „Tetras“ von Iannis Xenakis gründete. Seitdem hat das Fabrik Quartet zahlreiche Preise erhalten. So gewann es 1. Preise beim Kammermusikwettbewerb „A. Rubinstein“ 2022 in Düsseldorf, beim Wettbewerb für zeitgenössische Musik Re_Crea in Castelló, Spanien, und beim Polytechnischen Wettbewerb an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. 2024 wurde das Quartett mit dem 2. Preis und dem Sonderpreis beim „John Cage Award“ in Halberstadt ausgezeichnet.

Als Preisträger der Kamar Percy und Ingeborg John Stiftung nahm das Quartett seine erste CD mit Werken von Luciano Berio, Wolfgang Rihm, Rebecca Saunders und José Luis Escrivà Córdoba beim Label „Bad Homburger Schlosskonzerte“ auf. Das Quartett war eines von drei Ensembles, die über das Podium Gegenwart des Deutschen Musikrats für das Programm InSzene ausgewählt wurden, und ist derzeit Teil eines Streichquartettprogramms, das von der internationalen Plattform MERITA gefördert wird. 2024 war das Fabrik Quartet das Ensemble in Residence beim „Barcelona Modern Festival and Masterclass“ und 2025 bei der „Mostra Sonora Sueca“. Das Quartett trat bei Festivals wie ECLAT, Heidelberg Frühling Streichquartettfest, Acht Brücken, SWR2 JetztMusik Herrenhaus Edenkoben, ENSEMS, Fratopia in der Alten Oper Frankfurt, Winter Music und FestMus auf.

Das Ensemble wurde eingeladen, als Solist mit dem hr-Sinfonieorchester und dem Dirigenten Pierre Bleuse für das Abschlusskonzert der Darmstädter Ferienkurse 2023 aufzutreten. Da die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten ein Hauptanliegen des Fabrik Quartet ist, wurden sie von Helmut Lachenmann, Rebecca Saunders, Liza Lim, Alberto Posadas, George Lewis, Jörg Widmann, Jose Manuel López López, Walter Zimmermann und Ulrich Kreppein gecoacht. Darüber hinaus entwickelten sie Stücke mit Sebastian Claren, Jose Luis Escrivà, Kathrin Denner, Rishin Singh, Esther Pérez Soriano, Camilo Bornstein und Pablo Garretón und bemühen sich um weitere Kooperationen mit jungen Komponistinnen und Komponisten.

Im Rahmen ihrer Ausbildung als Quartett haben sie Meisterkurse bei Irvine Arditti und Mitgliedern des Ensemble Modern und des Ensemble Intercontemporain erhalten. Seit Oktober 2024 studiert das Fabrik Quartet im Studiengang Konzertexamen bei Prof. Lucas Fels (Arditti Quartet) und Prof. Tim Vogler (Vogler Quartett) an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.

Eine Kammermusikreihe der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt zu Gast bei der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen

Förderer: Rotary Club Frankfurt Römer (Arbeitsstipendien), Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung

Hochschule für Musik und Darstellende Kunst FrankfurtRotary Club Frankfurt RömerFreundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung