Das Holzhausenschlösschen im Holzhausenpark © Christopher Martin

Musikstadt Frankfurt

Frankfurter Musikleben zwischen Oper und Konzertsaal. Gesprächskonzert mit Kolja Lessing, Sofia Pavone und Hedayet Djeddikar, Moderation: Dr. Ulrike Kienzle
  • Donnerstag, 27. April 2023 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Sofia Pavone © Sofia Pavone

Eintritt € 39,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 24,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 14,- (Empore, eingeschränkte Sicht)

Tickets für das Konzert erhalten Sie hier.

(1943. Bürgerkonzert)

Programm:

Carl Czerny (1791-1857)
Präludium d-Moll aus: „Die Kunst des Präludierens“ op. 300 „Nachklänge aus „Don Giovanni“

Franz Liszt (1811-1886)
„Walhall“, aus: „Der Ring des Nibelungen“

Joachim Raff (1822-1882)
Ausgewählte Lieder

Franz Schreker (1878-1934)
Drei Opernszenen (aus: „Der ferne Klang“, „Die Gezeichneten“ und „Der Schatzgräber“ in Transkriptionen von Ignaz Strasfogel)

Ludwig Rottenberg (1864-1932)
Ausgewählte Lieder

Bernhard Sekles (1872-1934)
„Tanz der Fauninnen und der Faune“ aus: „Die Hochzeit des Faun“, Bearbeitung für Klavier von Hans Rosbaud

Franz Liszt (1811-1886)
„Isoldens Liebestod“ aus Richard Wagner: „Tristan und Isolde“

Kolja Lessing, Klavier (Solostücke)
Sofia Pavone, Mezzospran
Hedayet Djeddikar, Klavier (Liedbegleitung)
Dr. Ulrike Kienzle, Moderation

Das Konzert vereinigt Werke von Komponisten und Themen, die in den letzten Vorträgen des Projekts Musikstadt Frankfurt zur Sprache gekommen sind und die im Mittelpunkt der beiden letzten Ausstellungen standen: Joachim Raff und Bernhard Sekles, den beiden bedeutenden Direktoren von Dr. Hoch’s Konservatorium, war die Ausstellung im Oktober 2022 gewidmet; der Frühzeit des Frankfurter Opernhauses gilt die erste Ausstellung des Jahres 2023.

Mit Mozarts „Don Giovanni“ wurde das Frankfurter Opernhaus 1880 feierlich eröffnet. Carl Czernys Präludium d-Moll aus opus 300 steht am Beginn des Konzerts und erinnert an diese Eröffnungsvorstellung. Es verarbeitet auf reizvolle Weise die bekanntesten Themen aus „Don Giovanni“.

Bereits 1882 wagte sich der Dirigent Otto Dessoff an eine Gesamtaufführung von Wagners „Ring des Nibelungen“. Franz Liszt, der bedeutendste Schüler Carl Czernys, schuf eine klanglich höchst reizvolle Paraphrase aus dem „Rheingold“ mit dem Titel „Walhall“.

Joachim Raff, seit 1878 erster Direktor von Dr. Hoch’s Konservatorium, war ein höchst produktiver Komponist, der sich zu Lebzeiten höchster Anerkennung erfreute. Eine Auswahl aus seinem Liedschaffen, das in der letzten Zeit verstärkt wiederentdeckt wird, zeigt seine Meisterschaft in der Verbindung von Stimme und Klavier.

1912 wurde Franz Schrekers Oper „Der ferne Klang“ im Frankfurter Opernhaus unter der Leitung von Ludwig Rottenberg mit sensationellem Erfolg uraufgeführt; der Komponist erlebte damit seinen internationalen Durchbruch. Seither ist Frankfurt eine Schreker-Stadt, denn die ersten vier Musikdramen Schrekers wurden hier uraufgeführt; „Der Schatzgräber“ ist sogar Frankfurt und seinem Opernhaus gewidmet. Die sensiblen Transkriptionen seines Schülers Ignaz Strasfogel übersetzen Schrekers unerreichte Instrumentationskunst auf das Klavier und machen uns mit drei Höhepunkten von Schrekers Werken bekannt.

Ludwig Rottenberg war von 1892 bis 1926 Kapellmeister der Frankfurter Oper. Er setzte sich nicht nur für Schreker und die musikalische Avantgarde seiner Zeit ein, sondern schuf auch selbst ein schmales, aber beeindruckendes Œuvre, zu dem einige schöne Lieder, z.B. nach Texten von Franz Werfel gehören.

Bernhard Sekles, von 1924 bis zu seiner Absetzung durch die Nationalsozialisten 1933 Direktor von Dr. Hoch’s Konservatorium, hatte als Komponist eine Vorliebe für fantastische, groteske und fernöstliche Sujets. Aus seiner Oper „Die Hochzeit des Faun“ erklingt der „Tanz der Fauninnen und Faune“. Er gibt Zeugnis von dem überraschenden Einfallsreichtum und der Originalität dieses heute zu Unrecht vergessenen Komponisten. Sein Schüler Hans Rosbaud, der später als erster Chefdirigent des Radio-Sinfonie-Orchesters Frankfurt wirkte, schuf die Klaviertranskription.

Auch Wagners „Tristan“ stand früh auf dem Spielplan der Frankfurter Oper. Franz Liszt, der auf Einladung von Joachim Raff 1879 und 1880 in Frankfurt weilte, schuf eine wunderbare Fantasie über „Isoldens Liebestod“, der den Abend mit rauschend-ekstatischen Klängen beschließt.

Kolja Lessing © C. Bechstein Archiv

Kolja Lessing, als Pianist und Geiger weltweit bekannt und geschätzt, Professor für Violine an der Stuttgarter Musikhochschule, setzt sich seit vielen Jahren intensiv für die „vergessene“ und „verdrängte“ Musik jüdischer Komponisten ein und ist zudem ein unermüdlicher Ausgräber unbekannter Werke. Seine CDs mit den Präludien von Carl Czerny sowie mit Werken aus Franz Schrekers Meisterklasse wurden viel beachtet. Sein Buch über Franz Strasfogel ist soeben erschienen.

Die deutsch-italienische Mezzosopranistin Sofia Pavone schloss ihr Studium bei Hedwig Fassbender mit Auszeichnung ab. Sie ist Stipendiatin der Frankfurter Bachkonzerte und des Richard-Wagner-Verbandes Köln, Meisterkurse bei Brigitte Fassbaender, Ramón Vargas und Magreet Honig runden ihre Ausbildung ab. Sofia Pavone wurde auf Korsika beim Concours International de Chant Lyrique de Canari mit dem 1.Preis ausgezeichnet, in Pörtschach/Wörthersee beim Internationalen Brahmswett-bewerbs mit dem 2.Preis in der Kategorie Lied. Mit einem weit gefächerten Konzertrepertoire von der Renaissance bis zur zeitgenössischen Musik war sie u.a. bereits in der Tonhalle Zürich, dem Casino Basel, der Laeiszhalle Hamburg, dem Palacio Euskalduna Bilbao und dem Muziekgebouw Amsterdam zu hören. Operngastspiele führten sie früh an die Städtischen Bühnen Münster und das Theater Aachen, 2013 debütierte sie am Stadttheater Gießen und der Oper Frankfurt. Als Mitglied des Opernstudios am Theater Basel übernahm sie u.a. die Rollen der DRITTEN DAME (Zauberflöte), LUCIENNE (Die Tote Stadt), SÉLYSETTE (Ariane et Barbe-Bleue) und MRS. ALEXANDER (Satyagraha), worauf ihr französisches Debüt am Théâtre du Capitole in Toulouse (ANTONIA | Tiefland) folgte. An der Opéra National de Lorraine in Nancy wirkte sie als ARIELLE an der Uraufführung der Oper 7 Minuti von Giorgio Battistelli mit und war als Gast wiederholt in Basel (u.a. ERSTE MAGD | Elektra) und Gießen (u.a. DRYADE | Ariadne auf Naxos, HÄNSEL | Hänsel und Gretel, BIANCA | The Rape of Lucretia) zu hören. Zuletzt übernahm sie am Mecklenburgischen Staatstheater die Rolle der DRITTEN DAME in der Schweriner Fassung von Mozarts Zauberflöte und die DRITTE STIMME in Rihms Jakob Lenz am Stadttheater in Klagenfurt.

Hedayet Djeddikar © Alessia Winter

Hedayet Djeddikar, Pianist und Liedbegleiter, leitet eine Liedklasse an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und hat kürzlich eine CD mit Liedern von Joachim Raff eingespielt, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hoch gelobt wurde. Er wird die Lieder von Joachim Raff und Ludwig Rottenberg mit einer jungen Sopranistin interpretieren.

Dr. Ulrike Kienzle, Leiterin des Projekts „Musikstadt Frankfurt“, führt durch den Abend und stellt subtile Beziehungen zwischen den Komponisten und ihren Werken, aber auch zum Frankfurter Musikleben zwischen 1880 und 1926 her.

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Adolf Christ Stiftung, Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung, Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung

Cronstett- und Hynspergische evangelische StiftungFreundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung