Holzhausenschlösschen

Musikstadt Frankfurt. Ein Werkstattbericht

Der Jüdische Kulturbund Frankfurt: Musik von Ausgeschlossenen für Ausgeschlossene (1933-1938). Vortrag von Dr. Ulrike Kienzle
  • Donnerstag, 23. November 2023 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Hans Wilhelm Steinberg dirigiert das Orchester des Jüdischen Kulturbunds © akg-images

Eintritt frei, freie Platzwahl (Plätze auf der Empore sind mit eingeschränkter Sicht), Anmeldung erforderlich (zum Anmeldeformular gelangen Sie über den ganz oben stehenden Link).

Konzertankündigung der Jüdischen Tonkünstler Frankfurts, 27. April 1838 (Ausschnitt) © Sammlung Angelika Rieber

Mit Beginn des Nationalsozialismus waren Menschen jüdischer Herkunft vom Kulturleben, dessen Blüte sie in den Jahrzehnten zuvor maßgeblich finanziert und gefördert hatten, ausgeschlossen. Jüdische Musikerinnen und Musiker wurden entlassen, Juden wurden aus den Kulturinstitutionen ausgeschlossen und durften nicht mehr in die Oper oder ins Konzert gehen.
Eine beispiellose Initiative rief den „Jüdischen Kulturbund“ ins Leben: Hier spielten jüdische Musikerinnen und Musiker für ein jüdisches Publikum – und zwar keineswegs nur jüdische Musik. Auf diese Weise entstand eine Art geistiges Ghetto, in dem sich allerdings eine reiche Kreativität entfaltete. Hans Wilhelm Steinberg, von den Nazis als Chefdirigent der Oper entlassen, begründete den Frankfurter Zweig, bildete ein hervorragendes Orchester und leitete bis zu seinem Weggang nach Berlin und später ins Exil zahlreiche Konzerte, die sich großer Beliebtheit erfreuten.
Bedeutende Komponistinnen und Komponisten schufen eigens Werke für die Konzerte, bedeutende Interpreten brachten sie zu Gehör. Innerhalb von fünf Jahren entfaltete sich das reiche Leben, unbemerkt von der nichtjüdischen Bevölkerung. Die Reichspogromnacht mit der Zerstörung der Synagogen setzte auch dem „Jüdischen Kulturbund“ ein Ende. Wer konnte, ging ins Exil, die meisten anderen wurden spätestens 1942 deportiert, viele von ihnen kamen in den Konzentrationslagern ums Leben.
Der Vortrag stellt die wichtigsten Protagonisten des „Jüdischen Kulturbundes“, ihr Leben und ihre Werke in Bildern, Zeitzeugnissen und Klangbeispielen vor.

Dr. Ulrike Kienzle © Dr. Ulrike Kienzle

Dr. Ulrike Kienzle ist Privatdozentin für Musikwissenschaft und arbeitet als freie Autorin und Forscherin, als Kuratorin und Dozentin. Sie hat zahlreiche Veröffentlichungen über Richard Wagner, Franz Schreker, Robert und Clara Schumann, Giuseppe Sinopoli sowie über das Musikleben von der Goethezeit bis zur Gegenwart vorgelegt. Sie ist Ko-Kuratorin für Musik im Deutschen Romantik-Museum und Dramaturgin der Brentano-Akademie Aschaffenburg. Seit 2021 realisiert sie in der Alten Oper Frankfurt die Reihe „Kienzles Klassik: Musikseminare für Wissbegierige“. Im Auftrag der Frankfurter Bürgerstiftung hat sie die beiden Ausstellungen Drei Generationen Mozart in Frankfurt (2005) und Robert und Clara Schumann in Frankfurt (2010) kuratiert, 2013 eine Studie über die Frankfurter Mozart-Stiftung vorgelegt und 2014 ein von ihr wiederentdecktes Streichquartett von Max Bruch herausgegeben. 2019 kuratierte sie die vielbeachtete Ausstellung „Clara Schumann: Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts“ im Institut für Stadtgeschichte. Seit 2021 erforscht sie im Auftrag der Frankfurter Bürgerstiftung die Musikstadt Frankfurt. Flankiert wird das umfangreiche Projekt von Online-Essays, Vorträgen, Konzerten und Teilausstellungen. Zum Abschluss wird sie 2026 eine zweibändige Buchpublikation vorlegen.

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Adolf Christ Stiftung, Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung, Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung

Cronstett- und Hynspergische evangelische StiftungFreundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung