Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen
- Sonntag, 29. September 2024 – 11.00 Uhr
Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main
Siegfried Unseld und Thomas Bernhard © Christian Höhn (Unseld), Andrej Reiser (Bernhard); mit frdl. Genehmigung des Suhrkamp Verlags
Eintritt € 14,- (Parkett, Reihe 1-5) / € 10,- (Parkett, Reihe 6 und Fensterbänke) / € 5,- (Empore, eingeschränkte Sicht)
Darüber hinaus werden wir über die Mediathek unserer Website am Veranstaltungstag kostenfrei einen Livestream der Veranstaltung anbieten.
Gelesen von Wolfram Koch und Stephan Wolf-Schönburg
Konzeption und Einführung: Ruthard Stäblein
Zur Veranstaltung
Wie einmal der Autor Thomas Bernhard – als eingebildeter Kranker – den Verleger Siegried Unseld – als Bartel – in den Keller schickte, um Most zu holen.
Der Autor steht höher als der Verlag; also hat der Verleger dem Autor zu dienen. Dieses Geschäftsprinzip des Suhrkamp-Verlags sollte dem Verleger Siegfried Unseld fast zum Verhängnis werden. Zumindest im Falle von Thomas Bernhard. Der österreichische Autor war 30 Jahre alt und erfolglos, als er 1961 den ersten Brief an Unseld schrieb. Er strahlte indessen schon das Selbstbewusstsein des Dramatikers Bernhard aus: „Ich komme Ende November nach Frankfurt. Ich kenne Sie nicht, nur ein paar Leute, die sie kennen. Aber ich gehe den Alleingang.“
Über 500 Briefe wechselten der Verleger und sein Autor bis unmittelbar vor dem Tod von Bernhard am 12.02.1989. Der Briefwechsel ist von einer ungeheuren Dramatik geprägt. Bernhard brauchte immer wieder dringend Geld und pochte auf seine Rechte. Unseld gab meistens nach und machte auf lange Sicht mit Bernhard Geschäfte. Bernhard lobte Unseld als größten Verleger des 20. Jahrhunderts und verfluchte ihn im nächsten Brief. Einmal besuchte Unseld Bernhard in seinem Dreiseithof im oberösterreichischen Obernathal. Da schickte der kränkelnde Bernhard den kräftigen Verleger in seinen Keller, „um Most zu holen“ (wie einstmals Bartel geschickt wurde).
Im letzten Brief an Bernhard schreibt Unseld: „Für mich ist eine Schmerzensgrenze nicht nur erreicht, sie ist überschritten.“ Machtspiele, Eitelkeiten und Liebesirritationen prägen das Verhältnis zwischen Verleger und Autor. Und der Briefwechsel zwischen Siegfried Unseld und Thomas Bernhard hört sich an, als hätte ihn Bernhard eigens für die Bühne in Szene gesetzt.
Ruthard Stäblein
Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Dr. Marschner Stiftung
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