Eliot Quartett © Lorenz Gempper

Musikstadt Frankfurt: Die Frühzeit der Frankfurter Oper

Von Otto Dessoff bis Ludwig Rottenberg (1880-1926). Vortrag von Dr. Ulrike Kienzle
  • Donnerstag, 16. März 2023 – 19.30 Uhr

Holzhausenschlösschen
Justinianstraße 5
60322 Frankfurt am Main

Opernplatz in Frankfurt um 1900 (Postkarte)

Eintritt frei, freie Platzwahl (Plätze auf der Empore sind mit eingeschränkter Sicht), Anmeldung erforderlich (zum Anmeldeformular gelangen Sie über den ganz oben stehenden Link).

Darüber hinaus werden wir über die Mediathek unserer Website am Veranstaltungstag einen kostenfreien Livestream des Vortrags anbieten. Zum Livestream gelangen Sie hier.

Als die Frankfurter Oper 1880 nach mehr als zehnjähriger Planungs- und Bauzeit eröffnet wurde, galt sie als eines der schönsten, aber auch teuersten Opernhäuser Deutschlands. Kaiser Wilhelm, der eigens zu Eröffnung angereist war, flüsterte dem Intendanten Emil Claar zu, so etwas hätte er sich in Berlin nicht leisten können. Unabhängig von der äußeren Pracht entfaltete die Frankfurter Oper (die heute als „Alte Oper“ der Stadt als Konzerthaus dient) von Beginn an auch künstlerisch ein ausgesprochen hohes Niveau.

Als erster Kapellmeister wurde der seinerzeit berühmte, heute zu Unrecht vergessene Otto Dessoff berufen. Er hatte zuvor lange Jahre die Wiener Philharmoniker und die Hofoper Wien geleitet und war über eine Zwischenstation in Karlsruhe nach Frankfurt gekommen. Erste Wahl also! Dessoff pflegte eine ausgewogene Programmpolitik: Nach der Eröffnung mit Mozarts „Don Giovanni“ wagte er sich bald an eine vollständige Aufführung von Wagners „Ring des Nibelungen“, nur wenige Jahre nach der Bayreuther Uraufführung der Tetralogie.

Nach Dessoffs Tod trat 1892 Ludwig Rottenberg an seine Stelle. Er nahm eine Tochter des Oberbürgermeisters Franz Adickes zur Frau und war mit dem Komponisten Paul Hindemith sowie mit Hans Flesch, dem Leiter der Südwestdeutschen Rundfunk-AG (Radio Frankfurt) verschwägert. Unter Rottenbergs Leitung avancierte Frankfurt zu einer Pflegestätte des modernen Musiktheaters: Mit der Uraufführung von Schrekers Oper „Der ferne Klang“ und den folgenden drei Opern dieses Komponisten wurde Frankfurt eine Schreker-Stadt. Auch weitere Erst- und Uraufführungen leitete Rottenberg mit Engagement und Kompetenz, bis er 1926 die Frankfurter Oper verließ.

Was aber wäre geschehen, wenn nicht Ludwig Rottenberg, sondern der Mitbewerber Richard Strauss die Stelle erhalten hätte? Wäre Frankfurt – und nicht Dresden – dann zu einer Strauss-Stadt geworden? Diese spannende Frage soll ebenfalls erörtert werden.

Sowohl Otto Dessoff als auch Ludwig Rottenberg waren jüdischer Abstammung, wie so viele bedeutende Künstlerpersönlichkeiten Frankfurts seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beide sind heute beinahe vergessen, die Würdigung ihrer Verdienste erscheint daher überfällig. Der Vortrag steht am Beginn einer Vortragsreihe, die in unregelmäßigen Abständen die Geschichte der Frankfurter Oper bis in die Gegenwart hinein beleuchtet.

Mit dem Vortrag wird zugleich die dritte Ausstellung des Projekts Musikstadt Frankfurt im Holzhausenschlösschen eröffnet.

Dr. Ulrike Kienzle © Dr. Ulrike Kienzle

Dr. Ulrike Kienzle ist Privatdozentin für Musikwissenschaft und arbeitet als freie Autorin und Forscherin, als Kuratorin und Dozentin. Sie hat zahlreiche Veröffentlichungen über Richard Wagner, Franz Schreker, Robert und Clara Schumann, Giuseppe Sinopoli sowie über das Musikleben von der Goethezeit bis zur Gegenwart vorgelegt. Sie ist Ko-Kuratorin für Musik im Deutschen Romantik-Museum und Dramaturgin der Brentano-Akademie Aschaffenburg. Seit 2021 realisiert sie in der Alten Oper Frankfurt die Reihe „Kienzles Klassik: Musikseminare für Wissbegierige“. Im Auftrag der Frankfurter Bürgerstiftung hat sie die beiden Ausstellungen Drei Generationen Mozart in Frankfurt (2005) und Robert und Clara Schumann in Frankfurt (2010) kuratiert, 2013 eine Studie über die Frankfurter Mozart-Stiftung vorgelegt und 2014 ein von ihr wiederentdecktes Streichquartett von Max Bruch herausgegeben. 2019 kuratierte sie die vielbeachtete Ausstellung „Clara Schumann: Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts“ im Institut für Stadtgeschichte. Seit 2021 erforscht sie im Auftrag der Frankfurter Bürgerstiftung die Musikstadt Frankfurt. Flankiert wird das umfangreiche Projekt von Online-Essays, Vorträgen, Konzerten und Teilausstellungen. Zum Abschluss wird sie 2026 eine zweibändige Buchpublikation vorlegen.

Gesamtleitung: Frankfurter Bürgerstiftung
Förderer: Adolf Christ Stiftung, Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung, Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung

Cronstett- und Hynspergische evangelische StiftungFreundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung